Christianas brennendes Licht – Ganz im Innern

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Anima Contemplativa Christiana — Eine beschauliche christliche Seele

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Christianas dunkle Nacht

Wenn das Licht sich verbirgt

Dies ist der Augenblick des reinen Glaubens

'Weil du mich gesehen hast [Thomas],
deshalb glaubst du.
Selig,
die nicht sahen
und dennoch glaubten.'
-- Joh 20,29
So ist es auch mit der Seele.
Wenn sie sich auf das verläßt,
was sie selber von Gott weiß,
oder wie sie Ihn genießt oder empfindet,
(dies mag zwar nach ihrer Ansicht
ganz trefflich sein,
während es in Wirklichkeit
ganz unbedeutend
und im Gegensatz ist zu dem,
was Gott ist,)
so kann sie auf diesem Wege
gar leicht irregehen
oder stehen bleiben,
weil sie sich nicht ganz blind
dem Glauben überläßt,
der doch ihr wahrer Führer ist.
-- ABK:S82
Große Hindernisse
bereitet sich darum die Seele
auf diesem Weg zum erhabenen Ziel
der Vereinigung mit Gott,
wenn sie sich
auf ihr Gefühl,
ihre Phantasie,
auf ihre Meinung,
ihren Willen,
ihre Eigenart
oder auf irgendein eigenes Werk
oder auf etwas,
das ihr zu eigen ist, stützt,
statt sich von all dem
los und ledig zu machen.
- ABK:S83

In einer dunklen Nacht,
Da Liebessehnen zehrend mich entflammte,
O glückliches Geschick!
Entwich ich unbemerkt,
Als schon mein Haus in tiefer Ruhe lag.

Im Dunkel wohl geborgen,
Vermummt und auf geheimer Leiter,
O glückliches Geschick!
Im Dunkel und verborgen,
Da schon mein Haus in tiefer Ruhe lag.

In dieser Nacht voll Glück,
In Heimlichkeit, da niemand mich erblickte,
Da ich auch nichts gewahrte,
Und ohne Licht noch Führer
Als jenes, das in meinem Herzen brannte.

Und dieses führte mich
Weit sichrer als das Licht des hellen Tages
Dahin, wo meiner harrte
Er, der mir wohlbekannt,
Abseits, da, wo uns niemand scheiden konnte.

O Nacht, die Führer war!
O Nacht, viel liebenswerter als die Morgenröte!
O Nacht, die du verbunden
Die Liebste dem Geliebten,
In den Geliebten die Geliebte umgewandelt!

An meiner blüh'nden Brust,
Die sich für ihn allein bewahrte,
Entschlief er sanft,
Ich streichelte ihn sacht,
Und Kühlung gab des Zedernfächers Wehen.

Als leicht der Morgenwind
Die Haare spielend ihm begann zu lüften,
Mit seiner linken Hand
Umfing er meinen Nacken,
Und alle meine Sinne mir entschwanden.

In Stille und Vergessen
Das Haupt auf den Geliebten hin ich lehnte,
Entsunken alles mir,
Verschwunden war die Angst,
Begraben unter Lilien im Vergessen.
-- KRW:S37


Georg Loczewski 2017-01-11
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